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E-Autos als Netzpuffer: Next Kraftwerke kooperiert mit Tennet und Jedlix

E-Autos als Netzpuffer: Next Kraftwerke kooperiert mit Tennet und Jedlix

Foto: Jedlix

 

Per App sollen Kunden des Rotterdamer Ladedienstleisters Jedlix erfahren, wann ihr E-Auto als Speicher für die Netzstabilität gebraucht wird.

Ein weiteres Pilotprojekt soll helfen, Elektroautos zu dezentralen Stromspeichern in den Netzen zu machen. Aber der Durchbruch solcher Konzepte am Markt scheint noch fern.

Die Stabilisierung der Stromnetze gilt als eines der großen Versprechen der Elektromobilität: Fahrzeugbatterien sollen helfen, Netzschwankungen abzufedern, indem sie überschüssigen Strom aufnehmen und kurzfristig speichern. Next Kraftwerke aus Köln und Jedlix aus Rotterdam wollen dieses Konzept ab dem kommenden Jahr in den Niederlanden erproben. Der deutsche Energiedienstleister und der holländische Ladedienstleister haben angekündigt, Speicherkapazität von Jedlix-Kunden am Regelenergiemarkt anzubieten.

Ausgeschrieben hat das Vorhaben der niederländische Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Er setzt damit eine branchenübergreifende Serie von Pilotprojekten fort. Mehrere Unternehmen suchen nach technisch und wirtschaftlich praktikablen Systemen zur Vermarktung der Speicherkapazität von Elektroautos. Darunter sind der Ökostromanbieter Lichtblick, der Energie- und Ladelösungsanbieter The Mobility House aus München, der Wechselrichterhersteller SMA sowie Volkswagen und Nissan

Mehrere hundert E-Autos

Bei dem neuen Projekt soll das Leitsystem von Next Kraftwerke das Laden überwachen und steuern: Dazu werde Jedlix Sollwerte von Next Kraftwerke erhalten und die Ladevorgänge der einzelnen ans Netz angeschlossenen Fahrzeuge darauf abstimmen, teilten die beiden Unternehmen mit. Jedlix-Kunden sollen demnach mit finanziellen Anreizen zur Teilnahme gelockt und dann per App über die Einbindung ihrer Fahrzeuge auf dem Laufenden gehalten werden.

Next Kraftwerke betrachtet das Projekt als Probelauf für die Erschließung eines neuen Marktes: „Wir wollen damit technische und ökonomische Erfahrungen sammeln“, sagt Unternehmenssprecher Jan Aengenvoort. Das Kölner Unternehmen möchte eine Speicherkapazität im einstelligen Megawattbereich in das Pilotprojekt einbinden – dazu sind mehrere hundert elektrische Pkw notwendig.

Perspektive in Deutschland?

Wenn sich das Verfahren in den Niederlanden bewähre, sei für Next Kraftwerke ein ähnliches Engagement bei Aussicht auf Wirtschaftlichkeit auch in Deutschland denkbar, so Aengenvoort. Das Geschäftsmodell von Next Kraftwerke besteht darin, dezentrale Stromerzeugungs- und Speicherkapazitäten zu einem „virtuellen Kraftwerk“ zu vernetzen. Das Unternehmen ist bisher in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich und Italien tätig.

Ähnliche Versuche, die wachsende Flotte von Elektroautos während der Ladevorgänge als dezentralen Speicher für unregelmäßig verfügbaren Strom aus erneuerbaren Energien zu erschließen, unternimmt auch Tennet selbst: Gemeinsam mit dem Ökostromanbieter Vandebron erprobte der Übertragungsnetzbetreiber die Einbindung von Tesla-Fahrzeugen ins niederländische Stromnetz mithilfe der Blockchain-Technologie. In Deutschland läuft ein Tennet- Projekt auf Blockchain-Basis gemeinsam mit Nissan und The Mobility House.

Kosten zu hoch, Erlös zu niedrig

Auch Volkswagen, Lichtblick, SMA sowie das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik haben von 2012 bis 2015 E-Fahrzeuge als dezentrale Speicher zur Netzstabilisierung in einem Projekt getestet. Dabei zeigte sich, dass teilnehmende Autobesitzer noch deutliche Einschränkungen bei der Nutzung ihrer Fahrzeuge in Kauf nehmen mussten. So mussten sie Fahrten im Voraus planen und konnten nicht spontan von diesen Plänen abweichen. Eine weitere Erkenntnis im Abschlussbericht war, dass das sogenannte bidirektionale Laden zum damaligen Zeitpunkt noch nicht marktwirtschaftlich umsetzbar war, da die Kosten die möglichen Erlöse weit überstiegen.

Das auf zwei Jahre Laufzeit angelegte Vorhaben von Next Kraftwerke, Jedlix und Tennet in den Niederlanden soll der Wirtschaftlichkeit nun deutlich näher kommen. „Es ist ein Industrieprojekt“, sagt Aengenvoort. „Es muss sich am Markt zu Marktpreisen bewähren.“ Fördergelder werde man nicht beanspruchen.

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Christian Schaudwet